Secundäre Pflanzenstoffe

Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit

Eine Aktualisierung anhand des Ernährungsberichts 2012

Sekundäre Pflanzenstoffe sind Bestandteil unserer täglichen Ernährung. Sie sind in Gemüse, Obst, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Nüssen sowie Vollkornprodukten enthalten und geben den pflanzlichen Lebensmitteln ihre Farbe. Sie dienen den Pflanzen als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde oder mikrobiellen Angriff und wirken darüber hinaus als Wachstumsregulatoren.

Überblick

Sekundäre Pflanzenstoffe zählen nach bisherigen Erkenntnissen für den Menschen nicht zu den essenziellen Nährstoffen, haben aber Einfluss auf eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen.

Es werden ihnen verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Sie schützen möglicherweise vor verschiedenen Krebsarten und vermitteln vaskuläre Effekte wie eine Erweiterung der Blutgefäße und eine Absenkung des Blutdrucks. Weiterhin entfalten sekundäre Pflanzenstoffe neurologische, entzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen.

Aufgrund der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage ist es zwar generell möglich, die präventive Wirkung von sekundären Pflanzenstoffen zu bewerten, Empfehlungen für die Zufuhr einzelner sekundärer Pflanzenstoffe können jedoch weiterhin nicht gegeben werden. Möglicherweise ist für die Wirkung die Zufuhr von verschiedenen Pflanzenstoffen im Verbund eines Lebensmittels notwendig.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt daher einen hohen Verzehr von Gemüse und Obst einschließlich Hülsenfrüchten und Nüssen sowie Vollkornprodukten, um eine gute Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen sicherzustellen.

Einleitung

Unter dem Sammelbegriff „sekundäre Pflanzenstoffe“ werden Substanzen sehr unterschiedlicher Struktur zusammengefasst. Bislang sind etwa 100 000 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe bekannt, wobei 5 000 bis 10 000 in der menschlichen Nahrung vorkommen (Watzl 2008).

Aufgrund ihrer chemischen Struktur und funktionellen Eigenschaften werden die sekundären Pflanzenstoffe in verschiedene Gruppen eingeteilt: Polyphenole, Carotinoide, Phytoöstrogene, Glucosinolate, Sulfide, Monoterpene, Saponine, Protease-Inhibitoren, Phytosterine und Lektine. Chlorophyll und Phytinsäure lassen sich zu keiner der genannten Gruppen zuordnen, gehören aber ebenfalls zu den sekundären Pflanzenstoffen.

Der Kenntnisstand zur Bedeutung der sekundären Pflanzenstoffe für die Gesundheit des Menschen hat sich deutlich erweitert. Dies liegt vor allem daran, dass der Fokus der aktuelleren Forschung auf der Durchführung von großen prospektiven Beobachtungsstudien (Kohortenstudien) und vor allem von Interventionsstudien mit isolierten sekundären Pflanzenstoffen liegt. Letztlich liefern nur Interventionsstudien die notwendige Evidenz für kausale Zusammenhänge zwischen der Zufuhr sekundärer Pflanzenstoffe und den beim Verzehr pflanzlicher Lebensmittel beobachteten präventiven Wirkungen.

Im Vergleich zum Ernährungsbericht 2008 (Watzl 2008) liegen heute zahlreiche weitere Ergebnisse aus epidemiologischen Studien zum Einfluss der sekundären Pflanzenstoffe auf das Risiko für die Entstehung verschiedener Krankheiten vor. Die Ergebnisse der neuen Studien bestärken bisherige Einschätzungen (Watzl 2008), dass sekundäre Pflanzenstoffe bzw. pflanzliche Lebensmittel das Risiko für die Entstehung verschiedener Krankheiten senken können (Watzl 2012).

Zufuhr

Der Mensch nimmt durch eine gemischte Kost täglich schätzungsweise 1,5 g sekundäre Pflanzenstoffe auf. Die Zufuhr ist bei Vegetariern oftmals deutlich höher (Watzl 2008). Tabelle 1 gibt die durchschnittliche tägliche Zufuhrmenge von sekundären Pflanzenstoffen mit einer gemischten Kost (ohne Supplemente) an.

In den letzten Jahren hat sich der Kenntnisstand zum Vorkommen und zur täglichen Zufuhr von sekundären Pflanzenstoffen erweitert. Für die Gruppe der Glucosinolate liegt aktuellen Daten zufolge mit knapp 15 mg pro Tag eine geringere tägliche Zufuhr vor als zuvor angenommen. Die Isoflavonzufuhr von Kindern und Jugendlichen in Deutschland wurde im Rahmen der DONALD-Studie erstmals longitudinal (1985 bis 2000) ermittelt und betrug 1,1 ± 4,7 mg/d (Watzl 2012).

Quelle:Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit – Eine Aktualisierung anhand des Ernährungsberichts 2012. DGEinfo (12/2014) S178–186.